Eintritt frei, um Spenden wird gebeten
Sergej Prokofjew schrieb seine „Musik für Kinder“ 1935. Zu dieser Zeit war er intensiv mit der Arbeit an dem Ballett „Romeo und Julia“ beschäftigt und entspannte sich mit der Komposition der 12 Stücke für Kinder, aus denen ich eine Auswahl spiele. Die Stücke haben schöne poetische Titel, und in jedem Stück wird die poetische Idee auf sehr einfache und unmittelbare Weise zum Klingen gebracht. Dabei spielt auch ein pädagogischer Ansatz eine Rolle, denn das Werk kann von etwas fortgeschrittenen SchülerInnen mit großem Gewinn studiert werden, da sowohl musikalisch als auch pianistisch elementare Dinge erlernt werden können.
Der zweite Programmpunkt sind die „Children’s Songs“ des amerikanischen Jazz-Pianisten Chick Corea. Im Vorwort der Notenausgabe schreibt er:
Die „Children’s Songs“ bilden die erste Gruppe von Stücken, die ich speziell für ein Tasteninstrument allein komponiert habe. Den ersten Song schrieb ich 1971 nieder, um jene Einfachheit und Schönheit zum Ausdruck zu bringen, wie sie sich im kindlichen Geist darstellen.
Die ersten fünfzehn Songs wurden für das „Fender Rhodes“ komponiert – No. 16 bis 20 für das traditionelle Klavier. Jedoch kann jedes Stück auch auf dem jeweils anderen Instrument gespielt werden.
Die Songs No. 17 bis 20 entstanden innerhalb eines Monats im Jahr 1980 in der Absicht, die Sammlung zum Abschluss zu bringen.
Mit der Aufführung dieser 20 Songs, deren Entstehung in die Zeit meiner eigenen Kindheit fällt, geht ein sehr lang gehegter Wunsch von mir in Erfüllung.
Ich bat KollegInnen der Gesellschaft für Neue Musik Hamburg, für mich etwas zu schreiben, das sich auf die Idee dieses Zyklus bezieht. Von Renate Birnstein bekam ich „Listen to number forty-nine“. Die Komponistin teilt dazu mit: Dieses Rezitativ wurde als fiktive Nummer 49 für den Zyklus „Childen’s Songs“ von Chick Corea geschrieben. Hätte er – und das wäre sehr schön gewesen – 50 statt 20 Songs komponiert, könnte vielleicht dieses Stück ein kleiner, vermessener Vorschlag für die Nummer 49 sein.
Der Komponist Thomas Jahn hat einen eigenen „Children’s Song“ geschrieben, der ein Portrait seines kleinen Lieblingsenkels ist. Der Junge liebte es, sich im Kreis zu drehen, bis er fast vor Schwindel zu Boden fiel. Um das musikalisch darzustellen, verwendet Jahn ein ostinates Begleitpattern in der linken Hand, wie es ähnlich auch Corea in vielen seiner Songs tut. Aber ganz besonders auch Jahns eigene lebenslange Beschäftigung mit dem Jazz bringt eine sehr schöne Nähe zu dem fast gleichaltrigen Chick Corea.
Meine beiden Stücke „Schlaflied“ und „Für Kira“ sind Widmungen an gerade geborene Kinder von guten Freunden, die wie die beiden Stücke nun schon längst erwachsen sind…
Ich beschließe mein Programm mit dem ersten Klassiker von Musik über die besondere Gedanken- und Gefühlswelt von Kindern, mit den berühmten „Kinderszenen“ von Robert Schumann aus dem Jahr 1838.
Über René Mense
René Mense, geb. 1969 in Hamburg, erhielt im Alter von 11 Jahren den ersten Unterricht in Gitarre- und ein Jahr später auch in Klavierspiel. Aus der selben Zeit datieren erste Kompositionen. Wesentliche Impulse seines Klavierspiels erhielt er bereits in der Jugend bei Conrad Hansen.
Nach dem Abitur, im Herbst 1988, entschied er sich Komposition zu studieren und nahm an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg bei Ulrich Leyendecker das Studium im Fach Komposition/Musiktheorie auf. Seit Abschluss des Studiums mit der Note 1 arbeitet er als freiberuflicher Komponist und Arrangeur.
Von 1995 bis ’98 nahm Mense privaten Unterricht in klassischer Gitarre bei Ralf Jarchow. Danach konzertierte er für einige Jahre auf diesem Instrument. Seit 2014 hat Mense privaten Gesangsunterricht bei Peter L. Anders und ist seitdem auch als Sänger (Tenor) mit eigenen Programmen tätig; sein Repertoire reicht von der Gregorianik und hochmittelalterlichen Chansons über Kunstlieder bis zu Neuer Musik und Unterhaltungsmusik unterschiedlicher Provenienz.
Ein Hauptbereich seines kompositorischen Schaffens bildet Kammermusik mit u.a. drei Streichquartetten, zwei Klaviertrios und vielen weiteren gemischtbesetzen Werken. Ein zweiter Schwerpunkt ist sein Liedschaffen für Solostimme mit Klavier, Gitarre oder gemischten Ensembles sowie geistliche Vokalmusik, darunter ein „Stabat Mater“ und ein Requiem („Missa pro Defunctis“). In diesen und anderen Stücken aus diesem Werkbereich spiegelt sich besonders auch der Einfluss mittelalterlicher Mehrstimmigkeit sowie des gregorianischen Chorals; beiden Musikformen war Mense als Sänger in zwei Choralscholen sowie einem Männervokalensemble viele Jahre lang besonders zugetan.
Mense war mehrfach Preisträger internationaler Kompositionswettbewerbe. Für sein Orchesterstück „Gebilde-Gegenbild“ erhielt er im Frühjahr 2001 als erster deutscher Finalist den 1. Preis beim renommierten Toru Takemitsu Composition Award in Tokyo. Dem Preis schloss sich ein Kompositionsauftrag des NDR in Hamburg für die Reihe das neue werk an. 2003 war Mense Franz Liszt-Stipendiat der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Menses Musik wurde im In- und Ausland von so renommierten Ensembles wie dem Asko Ensemble, London Sinfonietta oder dem Ensemble Intercontemporain und dem Tokyo Philharmonic Orchestra aufgeführt.
Seit 2007 ist Mense 1. Vorsitzender der Hamburger Gesellschaft für Neue Musik.